Organisationale Resilienz: Turbulente Zeiten überstehen!

Organisation sollten sich gegen stürmische Zeiten wappnen? Ja, dringend nötig. Aber wie? In diesem Blogartikel werfe ich einen Blick darauf, warum organisationale Resilienz in Organisationen wichtig ist, welche Rolle die Menschen dabei spielen und was Zukunftsbilder und Visionen damit zu tun haben. Außerdem werfe ich einen Blick auf die Standardisierung durch die ISO-Norm 22316:2017 und erkläre, wie Resilienz in Organisationen verankert werden kann, um sie stark für jede Herausforderung zu machen!

Was ist organisationale Resilienz?

Organisationale Resilienz beschreibt die Fähigkeit einer Organisation, Krisen und Veränderungen erfolgreich zu antizipieren, zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. Resiliente Organisationen können veränderte Umgebungen auffangen und sich daran anpassen. Sie können flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren, ohne ihre Ziele aus den Augen zu verlieren.

Resilienz (lat. resilio = zurückspringen, in seine Ursprungsform zurückkehren) bedeutet, nach widrigen Erlebnissen wieder in eine stabile Lage zurückzukehren, in ein neues Gleichgewischt zu finden und im Idealfall durch Lern- und Adaptionsprozesse zu wachsen.

In der Resilienzforschung hat sich über die vergangenen Jahre das Konzept der 7 Säulen der Resilienz etabliert. Es besagt, dass die folgenden Faktoren resilienz-fördernd sind:
  • Akzeptanz
  • Optimismus
  • Chancenorientierung und Selbstwirksamkeit
  • Eigenverantwortung
  • Netzwerkorientierung
  • Lösungsorientierung
  • Zukunftsorientierung
  • Achtsamkeit
  • Veränderungsbereitschaft
  • Ungewissheitstoleranz

Die Bedeutung organisationaler Resilienz

Haas, Huemer und Preissegger stellen die treffende Frage:  ist die Welt noch VUCA? VUCA bedeutet, dass wir uns in einem Umfeld bewegen, das volatil und unsicher ist und sich durch Komplexität und Ambiguität auszeichnet. Sie stellen die Frage, ob nicht statt dessen BANI (Brittle: brüchig, porös,  Anxious: ängstlich, Non-linear: nicht-linear, Incomprehensible: unbegreiflich, unverständlich) passender wäre. BANI berührt mich, es ruft in mir die Resonanz hervor, Schutz suchen zu wollen. Ich will nicht in einer „brüchigen“ Welt leben, in Organisationen tätig sein, in denen sich Menschen ängstlich fühlen, ich will Dinge begreifen und verstehen wollen. Wenn wir uns in einem BANI-Umfeld finden, dann bedeutet das für mich, dass ich als Mensch und Organisationen mehr als bisher angenommen, Widerstandskraft entwickeln müssen.

Resiliente Organisationen erkennen und hören auf schwache Signale, weil sie achtsam in der Beobachtung der Gegenwart sind. Sie zeichnen sich durch eine zuversichtliche und positive Grundhaltung aus, sehen die eigene Handlungsfähigkeit, fokussieren auf die eigenen Einflussfaktoren und besinnen sich auf die eigenen Stärken. Resiliente Organisationen zeigen Einfallsreichtum und verfügen über ein hohes Maß an Improvisationsfähigkeit in der Nutzung bestehender Ressourcen. Sie kennen die Risikofaktoren und Schwachpunkte der Organisation und haben Routinen für Notfälle etabliert, sind bereit, sich zu verändern und anzupassen und gehen kreative Wege. Sie lernen selbst und bieten den Organisationsmitgliedern die Möglichkeit der Weiterentwicklung und befähigen sie durch den Aufbau tragfähiger Beziehungen.

Dies alles fußt auf dem Fundament einer konstruktiv-positiven Haltung, authentischen Werten und einer attraktiven Vision. Gefördert wird dies durch Klarheit in Sinn und Zweck der Organisation („PURPOSE“).

Eine resiliente Organisation kann besser mit Unvorhergesehenem umgehen und kann proaktiv agieren, statt nur zu reagieren. Risiko-Minimierung und das Vorhersehen von Störungen wahren sowohl die finanzielle Stabilität als auch das Vertrauen der Stakeholder. Pläne zu Schadensbegrenzung und Notfall-Szenarien helfen dabei, Kosten zu kontrollieren.

Resiliente Organisationen haben Bestand und können sich Herausforderungen selbstbewusst und mutig stellen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit auf starke, vertrauensvolle langfristige Beziehungen zu Kunden. Verlässlichkeit bietet die Chance auf Markenkraft und langfristige Geschäftsbeziehungen. Organisationale Resilienz ist ein wichtiger Aspekt, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von Unternehmen zu fördern. Die Kompetenz, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, neue Trends aufzugreifen und Chancen als solche zu erkennen, sichert nachhaltigen Erfolg.

Die Rolle des Menschen für organisationale Resilienz

Menschen sind das Herzstück jeder Organisation. Ihr Engagement, ihre Fähigkeiten und ihre Einstellungen beeinflussen maßgeblich die Resilienz eines Unternehmens. Sie tragen dazu bei, organisationale Resilienz überhaupt entwickeln zu können. Personale Resilienz – also die Fähigkeit von Einzelnen, mit Stressoren und widrigen Umständen umzugehen – wirkt auf die gesamte Organisation. Es ist wichtig, dass Geschäftsführung, Führungskräfte und Mitarbeitende gleichermaßen für die Bedeutung von Resilienz sensibilisiert werden und gemeinsam daran arbeiten, die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.

Das Bewusstsein, dass es verschiedene Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) gibt, wie mit Widrigkeiten umgegangen wird, ist der erste Schritt. Es geht hier nicht nur um Change-Management, sondern um das Eingehen auf das Individuum und das Verstehen, dass die individuelle Reaktion eine normale Reaktion von normalen Menschen auf nicht-normale Situationen ist.

Eine positive Teamkultur fördert Beziehungen, Zusammenarbeit und Zusammenhalt und stärkt das Wir- Gefühl und die Zuversicht, alles schaffen zu können. Ein wertschätzendes Arbeitsumfeld das motiviert, sich einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, stärkt das Engagement, erhöht die Mitarbeiterbindung und zeigt sich in einer höheren Produktivität. Resilienz ist ein dynamischer, psychosozialer Prozess. Dieser Prozess befähigt die Gruppe, sich an Stress und Druck aus dem Umfeld anzupassen und sich zu schützen, zu vertrauen und zu lernen.

Auf Führungsebene bedeutet resilienzfördernde Führung, dass ein individuell-authentischer Führungsstil gepflegt wird. Konkret heißt das, Sinn und Orientierung zu vermitteln, Autonomie zu gewähren, Selbstwirksamkeit zu fördern, Beziehung zu leben, zu unterstützen und zu fördern, Vorbild zu sein und Veränderungen ergebnisoffen zu begegnen.

Zukunftsbilder und Visionen für organisationale Resilienz

Warum tun wir, was wir tun – als Individuen und als Organisationen? Was gibt uns die Kraft für das aktive Gestalten der Zukunft? Wie gut ist die Organisation in der Lage, sich Veränderungen anzupassen, Krisen zu bewältigen und aus dem Umgang damit zu lernen? Diesen Fragen können wir uns widmen, wenn wir unseren „Purpose“ mit unseren Werten verknüpfen. Das ist das Fundament, um ein Zukunftsbild für Organisation und Mensch zu zeichnen.

Zukunftsbilder und Visionen sind eng mit der organisationalen Resilienz verbunden. Sie sind Leitplanken, bieten eine Vorstellung der gewünschten Zukunft und geben Orientierung über die Richtung, die die Organisation einschlägt.  Durch eine visible Zukunftsausrichtung können Ressourcen gezielter eingesetzt werden und effektive Maßnahmen konzipiert werden.

Visionen haben das Potenzial, Mitarbeitende zu inspirieren und zu motivieren. Sie schaffen einen Sinnzusammenhang und machen deutlich, warum bestimmte Anstrengungen und Veränderungen notwendig sind. Mitarbeitende, die eine Verbindung zur Vision ihrer Organisation herstellen können, sind eher bereit, sich Herausforderungen und Unsicherheiten zu stellen und sich durch neue Ideen einzubringen. Ein Zukunftsbild schafft einen Rahmen für kreative Lösungen und sie machen mutig, neue Wege zu gehen, die langfristigen Erfolg sichern. PS: Mehr dazu findest du auch in diesem Beitrag.

Wichtig dabei ist, diese Themen nicht nur werbe-wirksam auf Broschüren zu platzieren, sondern tatsächlich in der täglichen Arbeit Kraft zu verleihen und Orientierung zu bieten. Dies wird möglich gemacht, in dem ein Zukunftsbild, eine Vision erarbeitet werden.

Eine Möglichkeit: die Future Story

Um ein tragfähiges Zukunftsbild zu entwerfen, bietet sich beispielsweise die Future Story der Future Design Akademie Vorarlberg an. Durch einen kreativen Zukunftsgestaltungsprozess werden Türen zu unentdeckten Räumen und neuen Gewinngeschichten geöffnet, die Zukunft sichtbar machen. Die Future Story ist ein innovativer Gestaltungsprozess für Menschen in Unternehmen, Organisationen, Bildungseinrichtungen und allen gesellschaftlichen Interessensgruppen. Sie bildet das Fundament, um aktiv an der Zukunft zu arbeiten, Lösungen und Visionen zu entwickeln und Zukunftsängsten entgegenzutreten. Sie befähigt Organisationen, relevante Zukunftsfragen zu identifizieren, Probleme in Bezug auf die Zukunft sichtbar zu machen und Zukunftsgemeinschaften zu formen. Dies alles fördert die organisationale Resilienz und ermöglicht eine proaktive und kollaborative Auseinandersetzung mit der Zukunft.

Standardisierung organisationaler Resilienz durch die ISO-Norm 22316:2017

Die ISO-Norm 22316:2017 „Security and resilience – Principles and attributes“ beschreibt einheitliche Standards, die Unternehmen branchenunabhängig als Rahmen für die Implementierung von Resilienz dienen. Die ISO 22316:2017 bietet einen Rahmen für die Entwicklung, Implementierung und Aufrechterhaltung organisatorischer Resilienz, welche Maßnahmen konkret wie umgesetzt werden, bleibt in der Sphäre der Organisation.

Die ISO-Norm definiert neun Elemente, die bei der Etablierung von organisationaler Resilienz helfen sollen: 

Verankerung organisationaler Resilienz

Wenn das Thema organisationale Resilienz in der Organisation verankert werden soll, ist dies ein längerer Prozess. Auf die Analyse und Bewertung des IST-Zustandes anhand eines Fragebogens, Interviews und/oder Mitarbeiterbefragungen folgt die Planung der notwendigen Maßnahmen, die Durchführung von Trainings der Mitarbeitenden im Sinne der resilienzfördernden Faktoren, die Integration relevanter Schritte in bestehende Prozesse und natürlich die Wirkungsmessung und laufende Anpassung im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung.

Quellen:
Resilienz in Organisationen,  Oliver Haas / Brigitte Huemer / Ingrid Preissegger (978-3-7910-5397-4)
Resilienz von Organisationen, ELG E-Learning-Group GmbH
https://www.iso.org/obp/ui#iso:std:iso:22316:ed-1:v1:en

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Ich bin Sabine Huber-Wynnyczenko, HR Consultant, Coach und Trainerin. Ich war über viele Jahre in einem global tätigen börsennotierten Industrieunternehmen personalverantwortlich und kenne die Herausforderungen von Organisationen. Als Personalprofi berate ich Unternehmen, begleite sie auf ihrem Weg zu Resilienz und Zukunftsfitness und unterstütze bei der Entwicklung tragfähiger Zukunftsbilder.

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